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Corporate Sustainability Reporting: Was du über soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen wissen musst

Autorenbild: Luka ÖzyürekLuka Özyürek

Wer sich mit sozialer Nachhaltigkeit im Unternehmen beschäftigt weiß: das ist kein “nice to have”, sondern essentiell, um ein Unternehmen langfristig erfolgreich aufzustellen und im Sinne der Corporate Responsibility einen Beitrag zur demokratischen Gesellschaft zu leisten. Dem trägt auch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union Rechnung, die die Non-Financial Reporting Directive (NFRD) von 2014 ablöst und ausweitet.


Kapitalmarktorientierte Unternehmen müssen von nun an jährlich nicht nur über ihre Finanzen Bericht erstatten, sondern auch über ESG-Faktoren - das heißt ihren Impact in Bezug auf Umwelt (Environment) und Soziales (Social) sowie ihre Unternehmensführung (Governance). Diese Auflage gilt für alle EU Mitgliedsstaaten, die diese jeweils in ihr eigenes Recht umsetzen müssen. In Deutschland ist dies zwar noch nicht passiert ist, aber für 2025 zu erwarten. Während der Finanzbericht selbstverständlicher Teil vieler Unternehmen ist und sich der Einfluss auf die Umwelt in vielen Fällen zumindest in Zahlen messen lässt, könnte dies zur Herausforderung werden. Das Soziale in Zahlen zu messen, das ist nämlich oft schwieriger. Dieser Beitrag liefert eine Einordnung dazu, wie das gelingen kann und worüber genau berichtet werden muss.


Wer berichtet über was?


Die Berichterstattung gemäß CSRD orientiert sich an den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) - einem umfassenden Regelwerk, das festlegt, wie und worüber Bericht erstattet werden muss. Nun ja, nicht ganz, denn was genau in den Bericht aufgenommen wird, müssen Unternehmen trotzdem größtenteils selber im Rahmen einer Wesentlichkeitsanalyse festlegen. Das heißt: Bei jedem Standard kann entschieden werden, ob er für das jeweilige Unternehmen relevant ist.


So muss beispielsweise der Schutz beim Umgang mit gefährlichen Substanzen in Chemiebetrieben ganz offensichtlich mitgedacht werden, während er in einer Werbeagentur vermutlich keine Rolle spielt. Entscheidend ist allerdings, dass nicht einfach eine Person festlegt, was in den Bericht aufgenommen wird, sondern dass Stakeholder*innen möglichst umfassend einbezogen werden. Denn genau diese Transparenz gegenüber der Gesellschaft ist eines der entscheidenden Ziele der CSRD.


Was musst du über soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen berichten?


Soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen: Was sagt die Richtlinie?


In Bezug auf soziale Nachhaltigkeit geben die ESRS vier größere Themenbereiche vor, die jeweils verschiedene Unterthemen und Unter-Unter-Themen enthalten:


  • Eigene Arbeitskräfte (Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung und gleiche Chancen, weitere Rechte)

  • Beschäftigte in der Wertschöpfungskette (hier gelten dieselben Unterthemen)

  • Betroffene Gemeinschaften (Ökonomische, kulturelle und soziale Rechte; Zivilrecht und politische Rechte; Rechte indigener Gruppen)

  • Konsument*innen/Verbraucher*innen (Informationsbezogene Themen, persönliche Sicherheit, soziale Inklusion)


Was auf den ersten Blick nach wenig aussieht, hat es ganz schön in sich. Denn hier bildet sich nicht nur ab, wie das Unternehmen mit den eigenen Mitarbeitenden umgeht, sondern auch, mit wem es zusammenarbeitet, welchen Einfluss es auf andere Menschen z.B. am Unternehmensstandort hat und was er für den Schutz von Kund*innen tut.


Dementsprechend können wir hier auch nicht auf alle möglichen Aspekte der Richtlinie eingehen, aber wir wollen dir ein paar Anregungen mitgeben, worauf du aus der Perspektive von Diversität und Inklusion achten kannst.


Soziale Nachhaltigkeit bei deinen Mitarbeitenden 


Wie es bei deinen Mitarbeitenden um die soziale Nachhaltigkeit steht, lässt sich in den meisten Fällen relativ einfach feststellen, denn hier reichen für einen ersten Überblick oft schon vorhandene Daten. Gerade in Bezug auf Arbeitsbedingungen wirst du für vieles schon Zahlen haben, denn hierunter fallen vor allem Punkte wie Arbeitszeiten, faires Gehalt, das Vorhandensein von Beschäftigtenvertretungen und das Einhalten von Arbeitsschutzbestimmungen.


Etwas schwieriger wird es möglicherweise beim Thema Gleichbehandlung und gleiche Chancen, denn hier kommen nicht nur leicht quantifizerbare Faktoren wie die Anzahl an weiblichen Führungskräften oder Angestellten mit Behinderungen zum Tragen, sondern auch Diversität und Diskriminierungsschutz.


Eine Mitarbeitendenbefragung kann dir dabei helfen, die Zusammensetzung deines Unternehmens und möglicherweise erlebte Diskriminierungen sichtbar zu machen und notwendige Maßnahmen abzuleiten. Genau diese gehören nämlich auch in den Bericht: Wenn du z.B. einen diversitätssensiblen Code of Conduct, ERGs oder Netzwerke für diverse Mitarbeitende hast oder deine Führungskräfte zu Inklusion schulst, dann werden deine Stakeholder*innen das wissen wollen. Gerade jungen Talenten und nachhaltigkeitsbewussten Investor*innen ist es zunehmend wichtig, dass Unternehmen sich ihrer Verantwortung für ihre Mitarbeitenden bewusst sind.


Soziale Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette


Schwieriger kann es werden, wenn es darum geht, über die soziale Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette zu berichten, denn hier bist du in vielerlei Hinsicht auf die Eigenauskunft anderer angewiesen. Doch du kannst auch selbst Einfluss nehmen, z.B. indem du einen Code of Conduct für Unternehmen entwirfst, mit denen du zusammenarbeitest, oder Kriterien für soziale Nachhaltigkeit in deine Vertragsbedingungen aufnimmst. Auch das gehört zur sozialen Nachhaltigkeit und zur sozialen Verantwortung und du kannst hier Vorreiter*in sein, indem du - im Rahmen des Möglichen - explizit wählerisch bist.


Soziale Nachhaltigkeit in der Gesellschaft


Was den sozialen Impact in der Gesellschaft angeht, ist der Handlungsspielraum wiederum gerade für kleinere Unternehmen begrenzt - aber genauso auch der Umfang, in dem sie die Gesellschaft beeinflussen. Denn hier geht es vor allem darum, welchen Einfluss Unternehmen auf Dinge wie die Wasserversorgung, Wohnraum, Informations- und Versammlungsfreiheit oder die Rechte indigener Menschen haben.


Aber vielleicht hat ja euer Unternehmen durch die eigene Tätigkeit nicht direkt einen Einfluss auf diese Faktoren, setzt sich aber z.B. durch Initiativen oder Sponsoring für sie ein? Dann kann das unter Umständen einen Platz im Bericht haben. Überlege umgekehrt auch, inwiefern gesellschaftliche Umstände die für die Tätigkeit deines Unternehmens Risikofaktoren darstellen, denn auch das gehört in den Bericht.


Soziale Nachhaltigkeit für deine Kund*innen


In vielen Branchen sind Unternehmen nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz bereits dazu verpflichtet, Kund*innen und andere externe Stakeholder*innen nicht zu diskriminieren. Wie genau du das sicherstellst, beispielsweise in Hinblick auf den Zugang zu deinen Produkten oder Dienstleistungen, kannst du im Nachhaltigkeitsbericht darlegen. Auch hier gilt natürlich das Prinzip der Wesentlichkeit: Der Impact sollte deutlich sein, “Wir halten uns ans AGG” reicht also nicht. Aber wenn du z.B. ganz besonders auf die Barrierefreiheit deiner Produkte achtest, Richtlinien für diskriminierungsfreies Marketing erstellt hast oder Mitarbeitende im Kund*innenkontakt regelmäßig zu Diversität schulst, dann kann das Teil des Berichts werden.


Das ist alles ganz schön viel!


Wie du siehst, kann das Thema soziale Nachhaltigkeit vieles umfassen. Behalte deshalb das Prinzip der Wesentlichkeit im Hinterkopf: Führst du in einem dieser Punkte besondere Maßnahmen durch oder ist etwas besonders relevant für deine Stakeholder*innen, z.B. die Zusammensetzung deines Führungsteams? Dann könnte es in den Bericht gehören. Läuft Inklusion eher so nebenbei oder sind Maßnahmen noch in der Planung, dann solltest du dir überlegen, ob es tatsächlich (schon) aufgenommen werden sollte.


Denk daran, es geht darum, ein ehrliches Bild davon zu geben, wie es in deinem Unternehmen im vergangenen Jahr um soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit stand - nicht darum, wie es irgendwann stehen könnte. 


Wenn du deine ESG-Ziele in Bezug auf soziale Nachhaltigkeit noch nicht erreicht hast und Unterstützung brauchst, um passende Maßnahmen zu finden, helfen wir von IN-VISIBLE dir gerne weiter. Schau doch z.B. mal in unser Workshopangebot!

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