top of page

Teamkultur, Konfliktkommunikation, Resilienz - Was hat das mit Diversity zu tun?

  • Autorenbild: Luka Özyürek
    Luka Özyürek
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Was bedeutet “Diversität” für dich? Ganz viele Menschen denken dabei nur an eine Handvoll Themen: Geschlechtergerechtigkeit, Menschen mit Behinderungen, Race, vielleicht noch sexuelle Orientierung. Das spiegelt sich auch in Diskussionen über Diversität am Arbeitsplatz, denn da geht es dann meistens um Frauenquoten, Zugangsbarrieren und Fachkräftemangel. Oder in anderen Worten: Wie kriege ich diversere Mitarbeitende in mein Unternehmen? Ganz oft wird darüber vergessen, dass es bei Diversität nicht nur darum geht, ein möglichst vielfältiges Team zusammenzustellen, sondern auch darum, dass alle gut miteinander arbeiten können. Deshalb teilen wir heute drei weitere Diversity-Mythen - und was du dagegen tun kannst.


Diversity-Mythos Nr. 1: Divers sind immer die anderen


Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz benennt sechs geschützte Kategorien, aufgrund denen niemand am Arbeitsplatz benachteiligt werden darf: Geschlecht, “Rasse” und ethnische Herkunft, Behinderung, Religion oder Weltanschauung, Alter und sexuelle Identität. Und zugegeben, viele Unternehmen sind in dieser Hinsicht nicht so richtig divers - das darf und muss sich ändern. Aber Diversität kann noch vieles mehr sein. Denk an alles, was dein Leben entscheidend prägen kann:

 

  • Deine soziale Herkunft

  • Dein Familienstand

  • Deine psychische Gesundheit

  • Deine Bildung

  • Und vieles mehr


Jetzt schau dich in deinem Team oder Unternehmen um. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ihr zumindest in der einen oder anderen Hinsicht ganz unterschiedlich seid. 


Was bedeutet das? Fang mit denen an, die da sind. Es gibt viele gute Gründe ein Team diverser zu machen, aber das geht nicht von heute auf morgen - und währenddessen ist es wichtig, den Rest des Teams nicht aus den Augen zu verlieren. Tauscht euch dazu aus, welche unterschiedlichen Erfahrungen und Bedürfnisse habt (und welche Konflikte daraus möglicherweise entstehen). Beschäftigt euch bewusst damit, was alle Teammitglieder brauchen, um gut miteinander arbeiten zu können. Du wirst überrascht sein, wie vielfältig selbst ein nach außen hin sehr homogenes Team sein kann!


Diversity-Mythos Nr. 2: Teamkultur hat mit Diversität nichts zu tun


Damit sind wir auch schon beim nächsten Mythos: Teamkultur wird häufig losgelöst von Diversität gedacht. Während DEI belächelt bis verteufelt wird, ist den allermeisten Verantwortlichen klar, dass ohne gute Teamarbeit ein Unternehmen nicht langfristig funktionieren kann. Und gute Teamarbeit funktioniert nur mit einem Bewusstsein für Diversität. Warum? Weil Herausforderungen in der Zusammenarbeit vor allem aus unterschiedlichen Denkweisen, Bedürfnissen und Erfahrungen entstehen.


Ein paar Beispiele: 


  • Teammeetings finden immer um 9 Uhr morgens statt. Für die einen ist das perfekt, sie sind da frisch und können besonders gut denken. Für andere ist es viel zu früh, sie können nicht oder nur mit großem Aufwand ihr volles Potenzial einbringen. Wieder andere sind zwar vielleicht schon munter, können sich aber nicht gut auf das Meeting konzentrieren, wenn ihr E-Mail-Eingang noch nicht abgearbeitet ist. Das Resultat: Nur ein Teil des Teams ist aufmerksam und produktiv dabei, schlimmstenfalls kommt es zu Spannungen.

  • Für Aylin ist es ein wichtiger und selbstverständlicher Teil der Teamkultur, im Laufe des Tages immer wieder ins persönliche Gespräch zu kommen. Lara braucht längere Phasen der Ruhe, um sich gut auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Wird das nicht thematisiert, fühlt sich Aylin zurückgewiesen und Lara genervt - einfach nur, weil unterschiedliche Bedürfnisse nicht mitgedacht werden.

  • Ältere Kolleg*innen fühlen sich nicht mitgedacht, wenn es um z.B. um Sprache oder soziale Themen geht. Jüngere Kolleg*innen fühlen sich nicht ernst genommen. Das Team spaltet sich mehr oder weniger subtil und begegnet sich von vornherein mit Misstrauen.



Eine alte Frau in modischer schwarzer Kleidung sitzt auf einem Tisch und repräsentiert Teamkultur.
Alter wird als Diversitätsdimension oft unterschätzt - das zeigt sich auch an der Teamkultur.

Es ist an dieser Stelle egal, ob die Differenzen auf unterschiedlichen Persönlichkeiten, Lebensumständen, Neurodivergenz, kulturellen Unterschieden oder etwas ganz anderem beruhen, denn eines haben sie gemeinsam: Vielfältige Bedürfnisse werden nicht mitgedacht oder nicht effektiv thematisiert, Spannungen sind vorprogrammiert. Und das ist eine Frage der Diversität und Inklusion - genau wie Gender Pay Gap oder Regenbogenflagge zum CSD.


Wie kannst du diesem Effekt entgegenwirken? Eigentlich ganz einfach: Indem du konstruktives und diversitätssensibles Feedback nutzt, um dich mit deinen Kolleg*innen über deine Bedürfnisse auszutauschen - und gemeinsam herauszufinden, wie ihr zusammenarbeiten wollt. Du bist dir nicht sicher, wie das geht? Schau doch mal in unsere Artikel zu Feedback für Diversität und zu Feedbackmethoden.


Diversity-Mythos Nr. 3: Diversität polarisiert und befeuert Konflikte


Wo wir bei der Regenbogenflagge sind: Immer noch (oder schon wieder?) sträuben sich Unternehmen gegen mehr Diversität, weil sie sich Sorgen machen, dass dadurch Konflikte entstehen könnten. Was, wenn die neuen, diverseren Kolleg*innen Dinge verlangen, die das Unternehmen nicht leisten kann oder möchte? Was, wenn die alten Kolleg*innen den Sinn von Inklusionsmaßnahmen nicht verstehen? Was, wenn konservative Kund*innen zum Boykott aufrufen?


All das kann passieren, ja. Doch das ist kein Grund für weniger Diversität - sondern ein Grund für eine bessere Teamkultur. Denn wenn Teams nicht mit Differenzen umgehen können, Bedürfnisse nicht offen geäußert und ehrlich besprochen werden, und Unternehmen sich im Umgang mit Kund*innen nicht auf ehrliche Werte besinnen, dann sind sie auf die Dauer nicht besonders resilient. 


Das bedeutet:


  • Marginalisierte Kolleg*innen äußern Wünsche oder berichten von Diskriminierung? Das ist gut! Sie fühlen sich sicher genug, um etwas zu sagen - und bieten dir damit die Möglichkeit, Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und eure Zusammenarbeit langfristig zu stärken.

  • Kolleg*innen verstehen den Sinn von Inklusionsmaßnahmen nicht? Das ist dein Zeichen, dass etwas mit der Kommunikation nicht richtig funktioniert. Vielleicht braucht es mehr Transparenz darüber, warum eine Maßnahme durchgeführt wird und welche Vorteile sie bietet. Vielleicht braucht es mehr Berührungspunkte zwischen den Mitarbeitenden. Oder - und auch das ist möglich - es gibt wirklich so fundamentale ideologische Unterschiede, dass ihr euch fragen müsst, ob ihr noch zusammenpasst. So schmerzhaft es ist: Auch das ist ein Lernmoment.

  • Kund*innen boykottieren? Hier gilt dasselbe: Auf welchen Werten ist das Unternehmen aufgebaut? Passt es zu diesen Werten, bei Boykott gegen Diversität und Inklusion einzuknicken? Wen möchtet ihr als Kund*innen haben - und wen nicht? Denk daran, dass Diversität nicht nur manche Kund*innengruppen abschreckt - sondern andere neu erschließt. Sich auf die eigenen Werte zurückzubesinnen und sie mit Leben zu füllen macht ein Unternehmen langfristig attraktiv.


Teamkultur und Diversität gehören zusammen


Du siehst also, Teamkultur und alles, was dazu gehört, funktioniert nicht ohne ein Bewusstsein für Diversität. Und umgekehrt funktioniert Diversität nur dann, wenn die Teamkultur auch dazu passt. Denn es ist schön und gut, sich vielfältige Menschen ins Unternehmen zu holen - wenn sie dann aber im Arbeitsalltag nicht mitgedacht oder gar diskriminiert werden, bleiben sie nicht lange.


Wenn du dir nicht sicher bist, wie du dein Team in diesen unsicheren Zeiten vielfältiger und resilienter machen kannst, komm gerne auf uns zu. Wir begleiten euch auf eurer Team-Reise mit Beratung, Workshops und Supervision.






bottom of page